Bayern - Hauskauf - Mängel über Mängel


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Abgeschickt von Petra am 02 August, 2005 um 11:12:59

Hallo,

zwei gutgläubige Erwachsene mit Kleinkind finden nach langer Suche einen alten Bauernhof in Traumlage und möchten ihn kaufen.
Die Erwachsenen sind nach unzähligen anderen Hausbesichtigungen besonders wachsam auf mögliche Mängel im begehrten Objekt. Deshalb ziehen Sie einen "Gutachter" hinzu, der das Objekt der Begierde eingehend betrachten und einen Wert dafür festsetzen soll. Inzwischen ist ersichtlich, daß aus der geplanten Renovierung eine komplette Sanierung/Entkernung wird, bei der nur die Mauern stehen bleiben.
Zur besseren Übersicht im Folgenden stichpunktartig der bisherige Ablauf mit der Hoffnung auf gute Tipps!
(SORRY, es ist etwas lang ;-))

1.) Bauernhof gefunden (Wohnhaus mit komplettem Inventar/Müll, Stadl, Garage, Holzschuppen, 5ha Wiese (verpachtet), 1ha Wald, Brunnen)

2.) Erste Gespräche mit der Verkäuferin(alleinige Besitzerin), die als Baujahr ca. 1950 angibt und mitteilt, daß das Haus seit ca. 2 Jahren nicht mehr bewohnt ist.

3.) Gespräche mit dem Ehemann der Verkäuferin ("Preisverhandlungen und dergleichen führt mein Mann, da ich eigentlich gar nichts von dem Haus weis").

4.) Zähe Preisverhandlungen mit dem Ehemann, der für die Sperrmüllentsorgung 5000.-€ nachlässt und etliche weitere Fragen mit "...weis ich nicht, ich hab ja nicht da gewohnt" beantwortet. Auf dem Lageplan erkennen die Erwachsenen, daß ein kleineres Stück des Anwesens (ausgerechnet die Zufahrt zum Haus und der Zugang zum angrenzenden Wald) gar nicht zum angebotenen Objekt dazugehört, sondern dem Besitzer des Nachbarwaldes. Den Ehemann darauf aufmerksam gemacht kommt die Antwort "...doch, doch, das gehört schon dazu das sieht nur auf dem Lageplan so komisch aus".

5.) Die Erwachsenen fragen einen ihnen bekannten Makler nach der Adresse eines Gutachters. Der Makler bietet sich selbst als Solcher an ("...den Gutachter haben Sie quasi am Telefon - unsere Firma bietet auch Gutachten zum Pauschalpreis an - kein Problem")

6.) Der Makler - inzwischen anscheinend blind geworden - läuft im Eiltempo durch das Haus, die Bedenken der Erwachsenen wohlweislich überhörend.

7.) Die Erwachsenen machen ihn auf verschiedene Dinge aufmerksam: z.B.
-sichtbarer Schädlingsbefall auf dem Dachboden an 2 Stützbalken - "...ach, das ist nur an diesen Balken, das macht nichts" (die tragenden Balken darunter waren nicht zu sehen, da beidseitig mit Holzbrettern vernagelt - Fehlböden)
-feuchte Wand in einem Zimmer - "...kein Problem, das ist nicht nass, da wurde nur eine andere Farbe verwendet"
-und der Kamin - "...der ist in Ordnung"

8.) Der selbsternannte Gutachter schickt daraufhin einige DIN A4-Seiten, auf denen er den ermittelten Wert einmal als Marktwert und einmal als Verkehrswert bezeichnet. Der Zustand des Hauses sowie eventuelle Schäden oder Baumängel wurden nicht erwähnt.

9.) Telefonat mit dem Makler, der von seinen Ausführungen überzeugt ist und meint, einem Kauf des Anwesens würde nichts im Wege stehen.

10.) Die Erwachsenen geben der Verkäuferin die mündliche Zusage zum Kauf. Daraufhin erhalten sie von der Verkäuferin die Schlüssel, um mit der Renovierung beginnen zu können. Sie wollten heuer noch einziehen und natürlich Zeit und Geld sparen - die Zeit bis zur offiziellen Schlüsselübergabe würde ihnen nachher beim Renovieren abgehen und sie müssten länger für die alte Wohnung Miete bezahlen.

11.) Erster Notartermin: der Notar bestätigt, daß das kleine Stück des Anwesens tatsächlich nicht dazugehört. Es besteht auch kein Fahrt- oder Wegerecht und müsste zusätzlich dazugekauft werden. Ein Telefonat mit dem Besitzer ergibt, daß es gekauft werden könnte.

12.) Kaminkehrer kommt und sagt, daß einer der zwei Kamine abgebrochen und durch einen Neuen ersetzt werden muss. Wurde irgendwann mal "reingepfuscht" und würde so nicht mehr abgenommen werden.

13.) Zweiter Notartermin: der Kaufvertrag wurde vorbereitet aber noch nicht unterschrieben. Unstimmigkeiten mit der Verkäuferin, wer die Vermessungskosten und das fehlende Stück des Anwesens bezahlt.

Die Erwachsenen haben in den letzten 2 Monaten mit viel Eigenleistung und zum Glück ohne grosse finanzielle Investitionen folgende Arbeiten durchgeführt:

-Haus entrümpeln, Sperrmüll entsorgen
-sämtliche Holzverkleidungen entfernen und entsorgen
-Kamin abbrechen
-Holzböden entfernen
-Putz abschlagen
etc.

Die Erwachsenen denken nun, daß sie unter falschen Voraussetzungen die Kaufzusage gegeben haben:

-Teil des Grundstückes gehört nicht dazu und muss extra vermessen und gekauft werden
-sämtliche Holzbalken(Dach,Zwischendecken) sind durch Holzschädlinge(Hausbock und Holzwurm) zerfressen und unbrauchbar - neuer Dachstuhl ist nötig, die Statik ist nicht mehr gegeben
-das Erdgeschoss wurde schon in den 20er bis 30er-Jahren gebaut (Bruchsteinmauern, Wasserleitungen etc. aus dieser Zeit)
-Teil des Grundstückes ist eine Gemeindestraße, die momentan noch dazugehört aber in absehbarer Zeit an die Gemeine abgegeben werden muss (steht im Grundbuch und haben die Erwachsenen erst beim Notar erfahren)
-Pumpe für den Brunnen funktioniert trotz gegenteiliger Aussage des Ehemannes nicht mehr und das Brunnenwasser darf lt. Gesundheitsamt nicht mehr benutzt werden.

Die Verkäuferin hält sich an ihre Taktik "...das weis ich nicht".

Und die Erwachsen, tja, die überlegen nun, wie sie am Besten weiterhin vorgehen.
Sie würden sehr gerne den Kaufvertrag unterschreiben, da es ihr Traumobjekt ist.
Allerdings würden sie auch gerne wegen o.g. Punkte den Kaufpreis noch um einiges mindern.
Eventuell kann der selbsternannte Gutachter in irgendeiner Form belangt werden.
Und wenn das nicht möglich ist, eventuell von der Kaufzusage zurücktreten (sehr schweren Herzens).

Vielleicht habt Ihr gute Tipps oder Vorschläge parat, wie die doofen Erwachsenen nun am Besten vorgehen sollen?!

SORRY für diesen langen Roman!
Petra



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