Re: dauerhafte Herstellung oder Baumängel?


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Abgeschickt von bodo hermann in gruppe türkis architekten am 18 Februar, 2010 um 14:05:20:

Antwort auf: dauerhafte Herstellung oder Baumängel? von Jens am 17 Februar, 2010 um 11:39:53:

hallo Jens,
ich bin ja ein Fan von Konrad Fischer und möchte Ihn gerne zitieren.
Vorab, lassen Sie sich bauphysikalisch beraten. Mikroorganismen brauchen "organische" Nahrung und-
Wasser......und mit einem schlecht gewählten WDVS
holen Sie sich die Probleme herbei.
Aber nun zum Zitat von Konrad Ficher:
Total versaute, verschwärzte, vergrünte und abgesoffene WDVS-Fassade. Ja, so ein Energiesparen überzeugt eben Wärmedämmverbundsystem mit Kunstharzanstrich. Bewährte System, heißt das im Prospekt, und "schon immer so gemacht" sagt der Handwerker. Beide haben freilich recht. Kommt eben immer auf die Perspektive an.
Immerhin hat sich das Deutsche Ingenieurblatt 11, 2008 mal drangemacht, die Algendämmfassaden etwas genauer zu durchleuchten. Der Artikel "Schimmel innen - Algen außen" von Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Phys. Klaus Sedlbauer und Dr.-Ing. Martin Krus vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik, Stuttgart, klärt die verblüffte Leserschaft auf, hier ein paar Kernsätze:
"... führt die Verbesserung des Wärmedämmstandards zu einem deutlich höheren Risiko eines Befalls der Außenfassade mit Schwärzepilzen oder Algen. Das wesentliche Kriterium für das Risiko eines mikrobiellen Bewuchses an Fassaden ist eine ausreichende Menge an Feuchtigkeit. Dabei kommt der nächtlichen Betauung besondere Bedeutung zu, da nur mit ihr das vermehrte Auftreten des Bewuchses auf der schlagregenarmen Nordseite zu erklären ist. Um das Risiko eines mikrobiellen Wachstums abzuschätzen, ist die Betauung auf der Oberfläche deshalb ein gutes Kriterium. Im direkten Vergleich zu monolithischen [KF: mono - eins, lithos - Stein, also steinernen, nur aus Stein bestehenden] Wänden sind Wände mit WDVS gefährdeter." Und die beigegebene Grafik zeigt dann anschaulich, daß alleine von September bis Oktober während 200 Stunden die Taupunkttemperatur an der Oberfläche eines Wandaufbaues mit 10 cm WDVS unterschritten war.
Ebenso informativ die Autoren Cand. Biol. Oliver Frank und Dipl.-Ing. (FH) Norbert Rüter vom Fraunhofer / Wilhelm Klauditz Institut für Holzforschung, Braunschweig, in: "Mit Köpfchen gegen Tröpfchen, Neues Prüfverfahren gegen Algen auf Putzfassaden" in Bautenschutz + Bausanierung B+B 3.2009 S. 29 ff:
"Besiedelung [insbesondere von WDVS-Fassaden] mit Mikroorganismen (nimmt) teilweise solche Ausmaße an, dass sogar von "Biokrusten" gesprochen wird. ... Dem verärgerten Besitzer und Mieter ... prsentieren sich Algen, Pilze und Flechten. Neben einer optischen Abwertung des Gebäudes stellen sie unter Umständen eine Gesundheitsbelastung (durch allergene Pilzsporen verursacht) für die Anwohner dar. Algen schaffen in Biofilmen ein chemisches Milieu, welches die Korrosion von Bausubstanz beschleunigen kann. Außerdem fürht ...[der Wetterwechsel feucht zu trocken] zu starkem Quellen und Schrumpfen der Biofilme ... in Abhängigkeit von der Wasserverfügbarkeit - und beansprucht die Fassadenoberfläche zusätzlich mechanisch."
Beischrift zu einer aufschlußreichen Grafik "Zeitlicher Verlauf der Oberflächenfeuchte der Putzsysteme A und B": "Abb. 3: Vergleich des hygrischen Verhaltens ... Putz B wurde hydrophobiert, wodurch sich das Wasser deutlich länger an der Oberfläche hält als bei Putz A."
"Die Ausrüstung mit bioziden Wirkstoffen [Gift in den Fassadenbeschichtungen von WDVS] ist zwar effektiv, stellt jedoch keine besonders elegante Lösung dar, weil sich die biozid wirksamen Komponenten mit der Zeit auswaschen wie auch durch die UV-Strahlung photokatalytisch abgebaut werden und somit regelmäßig erneuert werden müssen. ... Durch die wasserabweisende Wirkung und die damit in Verbindung gebrachten "selbstreinigenden" Eigenschaften, die ein Abwaschen eingetragener Nährstoffe und Mikroorganismen voraussetzen, soll die Fassade so über einen langen Zeitraum sauber und trocken bleiben. In der Praxis ist dies jedoch oft nicht der Fall: Die Wassertropfen laufen ungleichmäßig von der Fassade ab, wodurch sich Schmutzpartikel sammeln und nach der Trocknung unschöne Abläufer und Verfärbungen zu sehen sind. Die bei Unterkühlung entstehenden Kondensattröpfchen verbleiben ohnehin meist an der Fassadenoberfläche, da sie eine zu geringen Masse haben, um von der Fassade ablaufen zu können. Tauwasser fällt während klarer Nächte an (bis zu einer Menge von maximal 100 g/m² Oberfläche). Diese Feuchtigkeit steht dann Algen und anderen potenziellen Fassadenbewohnern zur Verfügung. ... die mit zunehmender Verwendung von WDVS eingesetzten Dünnschichtputze ... beinhalten oft organische Bindemittel. Diese können von Pilzen abgebaut werden, was sozusagen eine Düngung der Fassade zur Folge hat."
Ja, meine lieben Doktoren, Biologen, Ingenieure und Professoren Dolittles - Es grünt so grün, wänn Doitschlanz Wände grünen ...

So können Dämmverbrechen dann nach kurzer Zeit aussehen......




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